Warum verstimmt sich ein Klavier, ein Cembalo oder ein Clavicord?

Ein Klavier oder ein Flügel besteht aus einem festen Rahmen, bei dem ein System von Saiten gerade, schräg oder überkreuz aufgezogen ist. Wenn die Zug- und Kräfteverhältnisse gut berechnet worden sind, verzieht sich der Rahmen kaum, da die Saiten dem ganzen Gefüge eine noch festere Struktur geben. Die Verstimmung hat ihre Ursache also in äußerer Einwirkung. Es sind vier Hauptursachen, die hier eine Rolle spielen. Abgesehen von der Beschaffenheit des Instrumentes sind dies: das Alter, wechselnde Luftfeuchtigkeit, zu warme Temperatur des Raumes, häufige Benutzung und zu kräftiger Anschlag.

1. Über das Alter des Klavieres  oder des Flügels zu urteilen, ist Auffassungssache. Mancher  Liebhaber bevorzugt ein altes Instrument, das auf Verlangen trotzdem in Ordnung gebracht werden muß. Unseren Kammerton wird man bei solchen Instrumenten meistens nicht erreichen, die Stimmung wird kaum lange halten und die Pflegekosten liegen meist höher als bei neueren Instrumenten. Aber das weiß der Besitzer. Klaviere moderner Bauweise  pflegt man als alt anzusprechen, wenn sie vor der Jahrhundertwende (ca. 1900) gebaut wurden.

2. Die Aufstellung im Raum ist wichtig. Ein Instrument soll möglichst nicht an einer Außenwand des Hauses stehen. Die Stimmhaltung leidet darunter, aber auch die Mechanik und die Klaviatur. Der saisonmäßige Wechsel der Luftfeuchtigkeit ist eine der wichtigsten Ursachen der Verstimmung, gerade wenn man die verhältnismäßig große Fläche des Resonanzbodens betrachtet. Ältere Instrumente sind, was die Stimmhöhe betrifft größeren Schwankungen unterworfen. Infolge saisonbedingter Feuchtigkeitsunterschiede steigt (!) die Stimmhöhe von selbst im Frühjahr und in den Sommermonaten und kann im Winter unter dem Normalmaß stehen (u.U. einen Halbton tiefer). Alte historische Cembali, ebenso wie moderne Nachbildungen, die man nach alten Vorbildern  ohne Eisenrahmen herzustellen pflegt, müssen oftmals  zunächst herauf-  und nach einem halben Jahr sogar wieder herunter gestimmt werden.

3. Den größten Schaden erleiden Klaviere, in überhitzten Räumen. Jedes Instrument fühlt sich am wohlsten in mäßig geheizten Räumen. Kälte schadet der Stimmung wenig. Während des letzten Krieges hat es sich gezeigt, daß Instrumente die Kälteeinwirkungen der Wintermonate in einer relativ guten Verfassung überdauert haben.

4. In den meisten Fällen liegt die Verstimmung an der häufigen Benutzung und eines besonders heftigen Anschlages.

Wie oft muß ein Klavier gestimmt werden?

Aus dem eben gesagten wird man folgern, daß ein Berufsmusiker sein Instrument häufiger stimmen lassen wird, als ein Musikschüler. Es ist üblich, daß der Schüler mindestens einmal im Jahr einen Stimmer bestellt. Der geübte Spieler wird sich damit sicherlich nicht zufrieden geben.

Das Cembalo sollte, falls es ständig benutzt wird, einmal monatlich in Ordnung gebracht werden. Die Cembalisten sind es gewohnt, kleine Unstimmigkeiten selber zu beseitigen.

Wie hoch soll ein Klavier eingestimmt werden?

Der Fachmann wird sich stets nach dem international genormten Kammerton richten der bei 88O Schwingungen (= 44O Hz) liegt. Es ist nicht ratsam, die Stimmhöhe so zu belassen, wie man sie vor Beginn der Arbeit vorgefunden hat. Wird eine Konzertstimmung auf dem Podium durchgeführt, so wird der versierte Stimmer dem Kammerton a1 noch einige wenige Schwingungen zugeben, da die Stimmhöhe bei Orchesterveranstaltungen gegenwärtig bei 884 -886 Schwingungen liegt.

Wie lange dauert eine Stimmung?

Ein Fachmann benötigt im allgemeinen 1 1/2 bis 2 Stunden. Ein durch häufiges Spiel  in Unordnung geratenes Instrument braucht diese Zeit, wenn die Arbeit mit Sorgfalt durchgeführt werden soll.

Klaviere und Flügel haben stets 85 oder 88 Tasten.

Wenn die Stimmung eines Cembalos sorgfältig ausgeführt werden soll, so dauert sie genauso lange wie am Klavier. Die Arbeiten am Instrument sollten stets durch eine allgemeine Pflegedurchsicht ergänzt werden, für die ein erfahrener Fachmann nicht mehr als eine knappe Stunde benötigt. Die Schnelligkeit der Ausführung und die Sicherheit des Vorgehens wird vom Auftraggeber geschätzt und mit entsprechendem Lohn entgolten. Eine Stimmung, die ein Spezialist vorgenommen hat, wird dauerhafter sein als die von Laienhand.